E.Ritter hat die Werte von 1836 bis 1860 in der Berliner Archenhold-Sternwarte
gefunden und aufbereitet. Der Verbleib der Daten aus dem Zeitraum bis 1872
ist bis heute unbekannt.
Nach der Einstellung der magnetischen Beobachtungen
begann eine lange Durststrecke für den Erdmagnetismus in Preußen.
Der Preußische Staat tat sich recht schwer mit der Neugründung
einer magnetischen Station. Wilhelm Julius Foerster, von der Bedeutung
des Geomagnetismus überzeugt, konnte nach langwierigen Verhandlungen
und der Vorlage mehrerer Denkschriften erreichen, dass mit dem Bau eines
magnetischen Observatoriums im Frühjahr 1887 auf dem Potsdamer Telegrafenberg
begonnen wurde.
Geomagnetisches Observatorium Potsdam
(1890)
Im Herbst 1889 begannen Proberegistrierungen, ab 1. Januar 1890 Dauerbeobachtungen.
Geheimrat Professor Dr. Adolf Schmidt,
wohl einer der bedeutensten deutschen Geophysiker und würdig, in einem Atemzug mit A.v.Humboldt und C.F.Gauss genannt zu werden, wenn es um den Erdmagnetismus geht, war seit 1902 Leiter der Magnetischen Abteilung des Preußischen Meteorologischen Instituts in Potsdam. Er hat 1907 die Teilverlagerung nach Seddin geleitet und war nun bis zur Pensionierung Anfang 1928 maßgeblich an den Vorarbeiten zur Observatoriumsgründung in Niemegk beteiligt. Sein Nachfolger war Prof. Alfred Nippoldt. Für das Observatorium wählte man einen Platz in der Nähe der Fläming-Stadt Niemegk aus. Es standen zunächst noch zwei andere Orte in der Niemegker Gegend zur Wahl. Dem Magistrat der Stadt Niemegk gelang es aber, durch besonderes Entgegenkommen die Aufmerksamkeit auf den gewählten Ort zu lenken. Die Stadt versprach sich in wirtschaftlich schwerer Zeit Aufträge für die einheimischen Handwerker und einige Arbeitsplätze. Man bot die Fläche, 1,5 km vom Ort entfernt, erschlossen an, wobei für die Wasser- , Gas- und Elektrizitätsleitungen vom Ort zum Obs.- Gelände das Institut nur ein Drittel der Kosten tragen mußte. Das Vorhandensein eines Gaswerkes in Niemegk war für Schmidt und Nippoldt ein wesentlicher Grund für die Niemegker Platzwahl. Sie versprachen sich mit der Gasheizung eine größere Konstanz und Genauigkeit bei der Untersuchung des Temperatureinflusses auf die Meßgeräte. Außerdem hatte die Reichsbahndirektion in einem Schreiben vom 27. Januar 1927 ausdrücklich erklärt, einen elektrischen Betrieb der Städtbahnstrecke, die an Niemegk vorbeiführte, insbesondere mit Gleichstrom und Schienenrückleitung, niemals einzuführen. Auch hatte die Stadt versichert, keine Gleichstromanlagen im Stadtgebiet zu dulden und nur den für das Observatorium unschädlichen dreiphasigen Wechselstrom zu nutzen. In einem Vertrag wurde festgelegt, im Stadtumkreis von 500 m alle neuen geplanten elektrischen Anlagen der Institutsleitung zur Genehmigung vorzulegen. Alle diese Maßnahmen führten dazu, dass die Einwohner von Niemegk über viele Jahre die Ansicht vertraten, dass die Existenz des Observatoriums eine industrielle Entwicklung des Niemegker Gebietes verhindert hätte. Nun hat das Observatorium in der Tat versucht, in sog. Schutzzonen um das Gelände herum Einfluß zunehmen auf den Aufbau elektrischer Anlagen, Sprengungen, Waldrodungen usw. Die Schutzzonenradien sind heute 1, 5 und 30 km. Niemals jedoch haben diese Vorsichtsmaßnahmen eine Investortätigkeit behindert, immer konnte mit den Planern Einigung erzielt werden, selbst mit der damaligen Reichsbahn bei der Elektrifizierung der Strecke Seddin - Roßlau, die bei Belzig an Niemegk vorbeiführt. Allerdings konnte bis zur politischen Wende 1989/90 verhindert werden, dass die Sowjetarmee und die damalige DDR-Armee bei Manövern Transportkolonnen am Observatorium vorbeiführten. In langwierigen Verhandlungen mit der Reichsbahndirektion hatte die Institutsleitung erreicht, dass die Bahn sich an den Kosten der Verlegung des Observatoriums nach Niemegk beteiligte. In einem Vertrag vom 26.Oktober 1929 erklärte sich die Reichsbahn bereit, 150.000 RM zu den einmaligen Aufwendungen und 100.000 RM als eine einmalige endgültige Abfindung für die laufenden Mehrkosten an die Preußische Staatskasse zu zahlen.
Am 23 Juli 1930 wurde das Observatorium offiziell eingeweiht. Es war der 70. Geburtstag von Geheimrat Adolf Schmidt. Auf Antrag des Direktors des Preußischen Meteorologischen Instituts Prof. H.v. Ficker entschied der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung am 1. April 1930, "dem neuen Magnetischen Observatorium in Niemegk die Bezeichnung -Adolf-Schmidt- Observatorium für Erdmagnetismus- beizulegen" in Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen seit Beginn seiner Tätigkeit in Potsdam. Ein Blick in das nun schon historische Gästebuch des Observatoriums zeigt, dass der erste Besuch nach der Einweihungsfeier am 14. September 1930 durch die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft erfolgte. unter den 26 Namen finden sich solche wie Kohlschütter, Tams, Weickmann, Rössiger, Meißer, Jung und Haalck.
Bis 1936 war das Observatorium eine Abteilung des Meteorologischen-Magnetischen Observatoriums in Potsdam, das wiederum zum Preußischen Meteorologischen Institut Berlin gehörte. Von 1936 bis 1945 unterstand das Observatorium Niemegk dem Geophysikalischen Institut in Potsdam, das wiederum der Universität Berlin. Der Direktor in dieser Zeit war Julius Bartels, der den Nachfolger von A. Schmidt, Alfred Nippoldt, abgelöst hatte. Niemegk wurde noch im April 1945 Kampfgebiet im zweiten Weltkrieg. Infolge von direkten Kampfhandlungen und Kriegsschäden mußte die Beobachtungstätigkeit eingestellt werden. Das letzte Magnetogramm trägt das Datum vom 19. April 1945.
Die verwaltungsmäßige Zugehörigkeit des Observatoriums Niemegk nach 1945 war sehr wechselhaft. Von 1945 bis 1949 unterstand Niemegk dem Geophysikalischen Institut Potsdam, das wiederum dem Meteorologischen Dienst. Der Leiter war G. Fanselau, der dann in Nachfolge von R.Bock seit 1949 auch Direktor des Geomagnetischen Instituts in Potsdam war, das aus dem Geophysikalischen Institut hervorgegangen war. Dieses Institut und damit das Observatorium wurde später der Berliner Akademie, Forschungsgemeinschaft naturwissenschaftliche Institute, zugeführt. Mit der Akademiereform 1968/69, die zur Gründung der DDR-Akademie und zu Zentralinstituten führte, kam Niemegk zum Zentralinstitut Physik der Erde Potsdam, ab 1982 zum Heinrich-Hertz-Institut in Berlin-Adlershof als eigener Bereich. Schwerpunkte der geomagnetischen Forschung waren Geräteentwicklung, geomagnetische Landesvermessung, Tiefensondierung, Magnetosphärenphysik usw. Es wurden zu dieser Zeit auch verschiedene Probleme bearbeitet, die schwache magnetische Felder in der Industrie betrafen, bei deren Lösung die erfahrungen mit dem erdmagnetfeld hilfreich waren. Im Internationalen Geophysikalischen Jahr (IGJ) wurden mehrere Außenstationen betrieben, wobei Warnkenhagen an der Lübecker Bucht und Sosa an der gleichnamigen Talsperre im Erzgebirge bis 1991 bestanden.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Wissenschaftsstruktur in den neuen Bundesländern reorganisiert. Im Ergebnis der Evaluierung durch den Wissenschaftsrat wurde das Adolf-Schmidt-Observatorium Niemegk zum 1. Januar 1992 dem GeoForschungsZentrum Potsdam zugeordnet, hier dem Wissenschaftsbereich Geophysik, Projektbereich Geoelektrische Sondierung und Geomagnetische Felder. Schwerpunkt der Arbeit ist in Niemegk wieder die Beobachtungstätigkeit. Das GFZ hat mit der Investition in moderne Magnetometer dieser Tendenz Rechnung getragen. Eine erste bemerkenswerte Aufgabe für Niemegk nach der politischen Wende war die Erarbeitung einer magnetischen Karte für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland für die Epoche 1992.5 gemeinsam mit den anderen beiden deutschen Observatorien Wingst und Fürstenfeldbruck,, . Es war seit 1937 wieder die erste Magnetkarte für das deutsche Staatsgebiet.
Adolf Best