Erdmagnetisches Observatorium Wingst

Erdmagnetisches Observatorium Wingst

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Der Erdmagnetische Dienst führte Daten vom Observatorium Wingst, Ergebnisse magnetischer Messungen auf See und Daten aus anderen Quellen zusammen, um die erforderlichen Eintragungen der Kompaßmißweisung und ihrer zu erwartenden Änderung (Säkularvariation) bereitzustellen. Mit der Angliederung an das GeoForschungsZentrum Potsdam ist in Wingst der Übergang zu semiautomatischer Registrierung begonnen worden und wird vom älteren geomagnetischen Observatorium Niemegk betreut.

Eine Tabelle zeigt die Jahresmittel (Epochenwerte) der erdmagnetischen Komponenten am Observatorium Wingst seit 1938 im Niveau IMS (International Magnetic Standard) und zusätzlich die Jahresmittel des Marineobservatoriums Wilhelmshaven im Niveau OBS (Observatorium) aus der Zeit davor. Die Einheit für F, H, X, Y und Z ist Nanotesla (nT), für D und I Grad (°) und Minute (´).
Während F, Y, Z und D monoton zunehmen, zeigen H, X und I wechselnden Verlauf. Die jährlichen Differenzen sind die Grundlage für die Vorhersage des Erdmagnetfeldes.
Die Grafik der Deklination zeigt die Jahresmittel (Epochenwerte) der Kompaßmißweisung (linke Skala) und ihre jährliche Änderung (Säkularvariation, rechte Skala) am Observatorium Wingst seit 1938 und am Marineobservatorium Wilhelmshaven in der Zeit davor.
Auffällig sind einige starke Richtungsänderungen (englisch: jerks) um 1903, 1978, 1990 und – etwas schwächer - 1891, 1998, sowie vermutlich zwischen 1920 und 1930. Die Jerks können europaweit beobachtet werden. Für eine zuverlässige Vorrausberechnung der Kompaßmißweisung ist es wichtig, solche Ereignisse frühzeitig zu erkennen.

Eine eigene Webseite bietet Zugang zu den geomagnetischen Variationen und Kennziffern für beide Observatorien und sogar der Differenzen ersterer. Die Darstellungen sind fast gleich. Für Wingst gilt:

Die Variationen werden in Form von Minutenwerten für die jüngsten 24 Stunden (UTC) dargestellt, und alle 10 Minuten aktualisiert. Die Einheit für H und Z ist Nanotesla (nT), für D Minute (´). Addiert man die Basiswerte (Base line values), ergeben sich die absoluten Komponenten für Wingst. Im Jahre 1998 wurde Wingst von der Agone (D = 0°) überquert.

Die Kennziffern bilden den lokalen Unruhezustand des Erdmagnetfeldes ab. Sie sind für 81 Tage dargstellt und werden täglich (vorläufig) und zusätzlich werktäglich (endgültig) aktualisiert. 81 Tage entsprechen drei (siderischen) Rotationen der Sonne. Bei starken Störungen durch die Sonne läßt sich eine 27-tägige Wiederholungstendenz verfolgen. Die Kennziffern sind ein quasi-logarithmisches Maß von 1 bis 9 der maximalen Störung für je drei Stunden (UTC); die untere Grenze für K = 9 ist 500 nT in Wingst. Große Kennziffern deuten auf entsprechend erhöhten Einfall korpuskularer Strahlung hin.

Last modified : 2008/06/10
by H. Podewski