ADOLF SCHMIDTs Zeit in Potsdam

Bevor er nach Potsdam kam, hatte sich SCHMIDT einen Namen mit theoretischen Arbeiten gemacht. Jedoch demonstrierte er bald seine Fähigkeiten auf dem Gebiet des experimentellen Magnetismus.
Als Direktor des Magnetischen Observatoriums war ADOLF SCHMIDT in der Lage, seinen Forschungsinteressen in großem Maße nachzugehen. Er war hochbegabt in allen Feldern der geomagnetischen Forschung, experimentellen Methoden, Statistik und mathematischen Methoden. Einige seiner experimentellen Resultate waren nur möglich auf der Grundlage seiner theoretischen und mathematischen Forschungen.
Als erstes sei die Modifikation des Ablenkungsexperiments genannt, das zur absoluten Bestimmung der magnetischen Horizontalintensität benutzt wird. Technisch bedingte Inhomogenitäten beeinflussen die Genauigkeit dieser Messung. Mittels beispielhafter Forschung fand ADOLF SCHMIDT eine definitive Lösung dieses Problems. Ausgehend von einer rein mathematisch-theoretischen Lösung schuf er den nach ihm benannten Normaltheodolit.


Der Theodolit nach ADOLF SCHMIDT in Gebrauch

Ein weiteres Resultat praktischer Forschung war die Konstruktion der magnetischen Feldwaage. Während der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts wurden magnetische Messungen im Feld interessant, die es ermöglichten, Kenntnisse über die Verteilung von Materialien unterschiedlicher magnetischer Eigenschaften in der Erdkruste zu gewinnen. ADOLF SCHMIDT gelang es, die bekannte LLOYDsche Waage für den Gebrauch im Feld zu modifizieren. Das war ein äußerst schwieriges Problem, da bekanntlich diese Waage eines der am schwierigsten zu beherrschenden Instrumente für Variationsregistrierungen war, da der Magnet auf einer Schneide ruht. Es ist typisch für seine außergewöhnlichen ingenieurtechnischen Fertigkeiten, daß es ADOLF SCHMIDT gelang, ein gebrauchsfähiges Instrument zu konstruieren. Er entwickelte die erste Waage im Jahre 1907 in Kooperation mit der feinmechanischen Werkstatt von O. TOEPFER in Potsdam.


Skizze und Ansicht einer SCHMIDTschen Feldwaage

Die statistische Forschungsarbeit von ADOLF SCHMIDT beschäftigte sich mit einem Problem, das bereits von MAX ESCHENHAGEN bearbeitet wurde. Es betraf das Finden eines numerischen Maßes für die magnetische Aktivität, die durch den Ionisationsprozeß und den Zustand der oberen Atmosphäre bedingt ist. ESCHENHAGEN hatte 5 Kategorien (1, 2, 3, 4, 5) zur Charakterisierung der sogenannten geomagnetischen Aktivität eingeführt. ADOLF SCHMIDT griff diese Idee auf, die er als richtig erkannte und verbesserte sie, indem er die Kategorien auf drei reduzierte (0, 1, 2). Sie wurden auf dem internationalen Kongreß im Jahre 1905 in Innsbruck als internationale Charakterzahlen angenommen und sind noch heute in Gebrauch. Die Idee von Maßzahlen für die Aktivität führte schließlich zu den Potsdamer Kennziffern K, die von JULIUS BARTELS eingeführt und 1939 in Washington international angenommen wurden.
ADOLF SCHMIDT untersuchte die Gezeitenschwingungen der Ionosphäre. Die sogenannte mondtägliche Variation des geomagnetischen Feldes war damals bereits bekannt, aber die für die numerischen Berechnungen notwendige Computertechnik stand noch nicht zur Verfügung.
ADOLF SCHMIDTs mathematische Untersuchungen zur Transformation der sphärischen Harmonischen in verschiedene Koordinatensysteme sind besonders bekannt. Er fand eine allgemeine Lösung des Problems und dieser Algorithmus gab ihm die theoretische Basis für die oben erwähnte Verbesserung des Ablenkungsexperiments zur Bestimmung der Horizontalintensität.
Eine seiner wichtigsten theoretischen Untersuchungen führte er auf dem Gebiet des sogenannten Ringstromes aus. Die Entdeckung, daß tatsächlich ein solcher Ringstrom den äquatorialen Raum in der Ionosphäre durchfließen muß, war nicht allein seine. Bereits BIRKELAND und STOERMER hatten dieses Phänomen beschrieben, doch SCHMIDT war wahrscheinlich der erste, der gestützt auf das Material verschiedener Observatorien die reale Existenz des Ringstromes zeigte und Daten seiner Intensität angab.


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